Krakowczyk! – Die Kapelle spielt den Blues – smack dab records 9602

01. Josephine (Wayne King, Burke Bevines, Gus Kahn)
02. Ever Since The World Ended (Mose Allison)
03. Ain’t That A Bitch (Johnny “Guitar” Watson)
04. Die Kapelle spielt den Blues (Krakowczyk)
05. Top Forty (Mose Allison)
06. Hallelujah, I Love Her So (Ray Charles)
07. Nightclubsinger (Krakowczyk)
08. Nineteen Years Old (Mc Kinley Morganfield)
09. Black Princess (Krakowczyk)
10. Zum Tanze da geht ein Mädel (Arr: Krakowczyk)
11. World Of Trouble (Oscar Brown jr.)
12. Southern Comfort (Krakowczyk)

Krakowczyk (Gitarre und Gesang)
Johannes Brachtendorf (Trompete)
Ralph Reichert (Tenorsaxophon)
Sebastian Jensen (Kontrabass)
Uwe Petersen (Schlagzeug, Nr. 1-11)
Wolff Reichert (Schlagzeug, Nr.12)
Thomas Altmann (Percussion, Nr. 3,7 & 10)

Aufnahme: #1-11 Matthias Tkotz, Milchkettenmusik, Hamburg, März 1996. #12 Stefan Diedrichsen, Birdland, Hamburg, Juli 1994. Mastering: Ralph Kessler, Central Sound Studios, Hamburg. Design: Rolf Dau. Fotos: Christian Charisius.

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Die CD ist erhältlich für 10 Euro inklusive Verpackung und Versand innerhalb Deutschlands. Bestellung per Email mit Kontaktdaten und Rechnungsadresse an info@smackdab.de.

Zehn Jahre lang mindestens war der Blues für mich tot. Ich hatte genug von kreischenden Gitarren, von Pentatonik und den immer gleichen Textklischees, dem ganzen Getue um die Liebe – vonwegen: ich lieb dich nicht, du liebst mich nicht…

Parker und Coltrane waren die neuen Heroen, “Changes” und “Lines” die Zauberworte. Ich transkribierte Wes Montgomery und studierte den Chromatischen Kosmos, übte Halbton-Ganzton-Pattern und das Quarten-Stapeln, ersann neuartige Übe-Systeme und Fingersatz-Konzepte. Gesucht war das Abstrakte, die “Absolute Musik”. Eine ganze Reihe von Kompositionen erdachte ich mir – einige davon habe ich auf CD veröffentlicht.

Und doch: in den Höhepunkt meiner drei richtig großen Konzerte – als das, wonach ich solange gesucht hatte, in greifbarere Nähe zu rücken schien – mischte sich ein Gefühl der Unzufriedenheit. Die Virtuosität eines jeden Musikers meiner Band stand so sehr im Vordergrund. Die Spannung war immer so groß und wenn sie nachließ, blieb so wenig. Ich sehnte mich danach, mich einfach zurückzulehnen, ein Lied zu spielen, zu singen. Improvisation, das einzelne Solo, sollte nicht mehr das Ein-Und-Alles sein, sondern der Groove der Band mehr in den Vordergrund rücken. Ich wollte gerne Geschichten erzählen – in immer mehr Songtexten entdeckte ich Dinge, die ich selbst erlebt hatte, die mich beschäftigten.

Ich dachte an die Zeit als Jimi Hendrix oder die Stones mich in Rauschzustände versetzten, die Zeit, als Musiker Magier waren, die mir Visionen von möglichem Leben heraufbeschworen und so halfen, die Sprach- und Beziehungslosigkeit in Familie und Schule zu ertragen.

Mich nervte, daß in Jazz-Konzerten offensichtlich nur Typen waren, denen es mehr darum ging, nach sportlichen Kriterien die einzelnen Instrumentalisten zu bewerten, als darum, in die Musik einzutauchen, und solche, die in erster Linie die Songs, die sie von Schallplatten kannten, möglichst naturalistisch nachgespielt haben wollten. Und daß nie Mädels kamen… junger weißer Jazzmusiker und Groupies? Undenkbar! Ich wollte nicht länger in diesem Ghetto schmachten, ich sehnte mich nach mehr Erde, Sex in meiner Musik und ihrem Umfeld.

Und so kam ich konsequenterweise zum Singen – und zum Blues.

Ich denke immer ein wenig nostalgisch an die Eckkneipe, wo Samstagnacht die Kapelle aus der Nachbarschaft spielt und die Leute aus dem Viertel abhängen und einen trinken, sich amüsieren und vielleicht ein bißchen tanzen, wenn’s später wird. Oder rumknutschen.

‘ne zeitlang hatte ich im “Entrée” so’n Gefühl – aber dann kam ja alles anders…

Deswegen hab ich diese Platte gemacht.

Krakowczyk, September 1996